Günther Binding

em. o. Prof. Dr.-Ing. Dr. phil.
geb. 1936 in Koblenz.
Er studierte Architektur an der TH Aachen und Kunstgeschichte, Geschichte, Archäologie in Köln und Bonn. 1964-1970 Ausgrabungen als Leiter der Bezirksstelle Niederrhein des Rheinischen Landesmuseums. Seit 1970 Wiss. Rat und Professor und seit 1974 o. Professor für Kunstgeschichte und Stadterhaltung an der Universität zu Köln, Direktor des Kunsthistorischen Institutes mit Abteilung Architekturgeschichte. 1979/81 Dekan der Phil. Fakultät, 1981/83 Rektor, 1983/85 Prorektor, 31.03.2001 emeritiert.

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ausführliche Biographie

Am 6. März bin ich in Koblenz geboren als ältester Sohn es späteren Regierungspräsidenten von Hannover Dr. jur. Kurt Binding und der med.-techn. Assistentin Margot, geb. Masur. Von September 1942 bis Ostern 1946 besuchte ich mit kriegsbedingter Unterbrechung die Volksschulen in Hildesheim und Arnsberg, von Ostern 1946 bis Herbst 1952 das altsprachliche Gymnasium Laurentianum in Arnsberg und vom Herbst 1952 bis Ostern 1955 das altsprachliche Apostelgymnasium in Köln, an dem ich am 4. März 1955 die Reifeprüfung ablegte. Mit der Absicht eines Doppelstudiums der Kunstgeschichte und Architektur habe ich zunächst die Semester Kunstgeschichte, Archäologie und mittelalterliche Geschichte an der Universitäten Köln und Bonn gehört und in den Semesterferien das notwendige halbjährige Baupraktikum absolviert. Im Herbst Architektur 1956 habe ich begonnen, an der Technischen Hochschule Aachen Architektur zu studieren, und habe dieses Studium am 31.10.1960 mit dem Diplom-Examen und am 28.02.1962 mit der Promotion abgeschlossen (Dissertation bei Prof. Dr. Ing. W. Weyres: Burg Münzenberg in der Wetterau). Ich arbeitete zunächst während der Semesterferien in Architekturbüros (Riphahn, Schilling, Welter), dann zwei Jahre als studentische Hilfskraft am Lehrstuhl für Baukonstruktion (Prof. Steinbach). Im Frühjahr 1959 wurde ich in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen. Mit Beginn des Wintersemesters 1960/61 habe ich mein Kunstgeschichtsstudium an der Universität Bonn fortgesetzt und am 28.11.1963 mit der Promotion abgeschlossen (Dissertation Bei Prof. Dr. H. v. Einem: Die Pfalz Kaiser Friedrich Barbarossas in Gelnhausen und die frühstaufische Baukunst im Rhein-Main-Gebiet).

Ich hatte Gelegenheit, an zahlreichen Exkursionen und Studienfahrten durch Deutschland, Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich, Österreich, Schweiz, Italien, Spanien, Griechenland, Rhodos, Kreta und die Türkei teilzunehmen. 1962 habe ich den Ferienkurs der Bibliotheca Hertziana besucht und war im November/Dezember 1962 Gast der Hertziana in Rom. Mit einem Reisestipendium und der Unterstützung des Deutschen Archäologischen Instituts weilte ich in der Zeit vom 1.1.-15.4.1964 in Kairo am Deutschen Archäologischen Institut einschließlich einer Rundreise durch Ägypten zusammen mit Renate Tölle und Dieter Brandenburg und einem Aufenthalt im Deutschen Ausgrabungshaus in Theben-West, sowie im Frühjahr 1965 im Deutschen Archäologischen Institut in Bagdad und bei den Ausgrabungen in Uruk-Warka.

1959/64 war ich als freischaffender Architekt tätig. 1.5.-31.10.1961 stand ich im Angestelltenverhältnis zum Staatshochbauamt Friedberg-Hessen und war mit der Leitung der Sicherung und Restaurierung des Westbaus der Klosterkirche Ilbenstadt und mit der Planung des Ausbaus des Hattsteiner- Hofes in Münzenberg zu einem Hotel mit Restaurant betraut. Grabungs- und Bauuntersuchungen 1960 bis 1964 wurden in Münzenberg, Seligenstadt, Ilbenstadt, Bad Homburg, Hersfeld und Helmarshausen im Auftrage des Landeskonservators und Kultusministers von Hessen unter meiner Leitung und Auswertung durchgeführt. Von 15.04.1964 – 4.10.1970 arbeitete ich für das Rheinische Landesmuseum Bonn, zunächst mit Werk- und Dienstverträgen, seit 1.1..1966 im Angestelltenverhältnis, seit 1.2.1968 als Landesmuseumsrat z.A. und seit 1.1.1969 als Landesmuseumsrat; seit 1.10.1965 war ich mit der Leitung der Bezirksstelle Niederrhein (Reg.-Bez. Düsseldorf) des Rheinischen Landesmuseums Bonn in Moers betraut. Am Niederrhein habe ich neben zahlreichen kleineren Grabungen Burg und Stift Hochelten, Schloss Broich in Mühlheim/Ruhr, Motte Ickte in Düsseldorf-Lohausen und in der römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana/Xanten ausgegraben.

1966 erhielt ich von der Stadt Mühlheim den Ruhrpreis in Kunst und Wissenschaft. 1965-1970 war ich Vorstandsmitglied der Deutschen Burgenvereinigung e.V. und 1965-1972 Redaktionsmitglied der Zeitschrift Burgen und Schlösser. 191 wurde ich zum Mitglied der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde gewählt. 1973 wurde ich in das Kuratorium des Vereins für vergleichende Städtegeschichte Münster berufen. Ab 1.7.1970 hat mir die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Betreuung des Forschungsunternehmens „Das deutsche Bürgerhaus“ und die Stiftung Volkswagenwerk die Herausgabe der gleichnamigen Publikationsreihe übertragen (Verlag E. Wasmuth/Gübingen). Ich war Mitglied des neunköpfigen interdisziplinären Arbeitskreises „Stadtforschung“ der Fritz-Thyssen-Stiftung.

Vom Sommersemester 1966 bis zum Sommersemester 1969 hatte ich einen besoldeten Lehrauftrag für Bauforschung an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln. Am 2.7.1969 habe ich mich für Kunstgeschichte an der Universität zu Köln mit der Arbeit über „Burg und Stift Elten am Niederrhein“ habilitiert, Probevortrag vor der Fakultät „Quellen in Kirchen als fontes viatae“, Einführungsvorlesung „Die karolingisch-salische Klosterkirche Hersfel“. 1969 sollte ich Nachfolger des Staatskonservators Prof. Dr. Walter Bader im Düsseldorfer Kultusministerium werden (Verhandlungen mit Min.-Dir. Dr. W. Becker); jedoch hat der Landeskonservator Prof. Dr. R. Wesenberg diese Stelle dann an sich gezogen. Am 5.10.190 wurde ich als Wissenschaftlicher Rat und Professor (H 3) an die Universität zu Köln berufen und mit der Leitung der Abteilung des Kunsthistorischen Instituts beauftragt. Im Dezember 1972 erhielt ich den Ruf auf den Lehrstuhl für Bau- und Kunstgeschichte der TU Hannover (Nachfolge Prof. Dr. G. Hoeltje), den ich nach langwierigen Verhandlungen wegen unzureichender Ausstattungsabsicherung abgelehnt habe. Am 29.5.1974 wurde mir wiederum die Stelle des Staatskonservators von Nordrhein-Westfalen vom Kultusminister an geboten, die ich nach Verhandlungen mit Min.-Dir. Dr. W. Becker wegen der in Aussicht stehenden H4-Professur in Köln nicht angenommen habe. Am 18. Juli 1974 wurde ich zum ordentlichen Professor (H e) auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Kunstgeschichte und Stadterhaltung an der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln berufen, seit dem 17.3.1981 Direktor des Kunsthistorischen Institutes und weiterhin Leiter der Abteilung Architekturgeschichte des Institutes. Die Möglichkeit der Nachfolge von Prof. Dr.-Ing. Hans Koepf auf das Ordinariat für Bau- und Kunstgeschichte des TH Wien habe ich nach klärenden Gesprächen abgelehnt. Im Herbst 1979 weilte ich auf Einladung des polnischen Ministers für Wissenschaft, Hochschulwesen und Technik zu Gastvorlesungen in Polen (Warschau, Krakau, Thorn) und im Sommersemester 1988 an der Universität Leipzig. Im Febr./April 1985 hielt ich auf Einladung des südafrikanischen Erziehungsministers Gastvorlesungen an südafrikanischen Universitäten.

Für das akademische Jahr 1979/80 wurde ich zum Dekan der Philosophischen Fakultät gewählt, für 1980/81 erfolgte die Wiederwahl, 1981/82 war ich Prodekan. Für das akademische Jahr 1981/82 wurde ich vom großen Senat der Universität zu Köln zum Rektor gewählt, für 1982/83 erfolgte die nach der Verfassung mögliche einmalige Wiederwahl. Für die Amtszeit 1982/84 wurde ich zum Vizepräsidenten für Grundsatz, Struktur und Planung der Westdeutschen Rektorenkonferenz gewählt, deren Senat ich seit 1981 als Mitglied des Sprecherrates der Landesrektorenkonferenz angehörte. 1983/85 war ich Prorektor der Universität zu Köln.

In der Zeit vom 1.10.1985-30.9.1986 hatte ich von der Stiftung Volkswagenwerk ein Akademie-Stipendium, um eine Geschichte des Maßwerks zu schreiben. Der Lehrstuhl wurde von PD Prof. Dr. Paul Naredi-Rainer vertreten.

Am 9. Mai 1986 wurde mir in Nürnberg anlässlich des 100. Verbandsjahrestages des Zentralverbandes der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer der Josef-Humar-Preis „in Würdigung der großen Verdienste um die Erforschung alter Bauten und als Herausgeber der Publikationsreihe Das Deutsche Bürgerhaus“ überreicht. Im Januar 1986 erhielt ich vom Generaldirektor der polnischen Werkstätten für Denkmalpflege (PKZ) die 1985 gestiftete Kalinowski-Medaille und 1987 vom Landschaftsverband Rheinland den Rheinlandtaler.

Am 26.11.1986 erhielt ich den Ruf auf den Lehrstuhl (C 4) für Bau und Standbaugeschichte an der Technischen Hochschule Berlin (Nachfolge Prof. Dr. Dr.-Ing. H. Reuter), den ich nach Bleibeverhandlungen in Köln am 12.4.1987 wegen der zeitlichen Begrenzung der Ausstattungs- und Arbeitszusagen abgelehnt habe.

Im Rahmen des Abkommens zuwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der DDR über die Zusammenarbeit auf den Gebieten der Wissenschaft und Technik (WTZ-Abkommen) vom September 1897 wurde ich für das Projekt 25 „Bausubstanzerhaltung, insbesondere von historischen Bauten-2 als Partner für den Bereich Fachwerk/Hausforschung benannt und war bis 1990 mit den Vorbereitungen zur dauerhaften wissenschaftlichen Zusammenarbeit befasst.

Ich bin seit 1970 Herausgeber der Reihen „Das deutsche Bürgerhaus“ (35 Bde.) und der „Veröffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln“ (72 Bde.), seit 1981 Mitherausgeber „Archiv für Kulturgeschichte“, seit 1986 „Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters“, 1973-1999 „Lexikon des Mittelalters“, seit 1993 „Geschichtlicher Atlas der Rheinlande“, seit 1998 Sigurd-Greven-Studien.

Ich bin Vorstandsmitglied des Altenberger Dom-Vereins, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Theaterwiss. Sammlung in Wahn und Vorsitzender des Kuratoriums der Sigurd Greven-Stiftung in Köln.

Am 12.2.1999 wurde ich zum Korrespondierenden Mitglied der Philologisch-historischen Klasse der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und am 21.10.1999 zum Mitglied deren Kommission „Kunstgeschichte, Literatur- und Musikwissenschaften“ gewählt, sowie im Juli 2002 zum Korrespondierenden Mitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Johann Wolfgang Goethe - Universität Frankfurt.

Am 31.03.2001 wurde ich emeritiert.

Seit 12.3.1969 bin ich mit der Volksschullehrerein Elisabeth Dietz verheiratet, geboren am 22.5.1947 in Haffen bei Wesel als Tochter des Bislicher Pfarrers Kurt Dietz und der Elisabeth, geb. Rehmann. Wir haben drei Kinder: Ulrike, Dr. med. vet. (28.2.1970), Almut, Hotelmeisterin (1.2.1972) und Dirk, Diplom-Kaufmann, Diplom-Volkswirt (8.5.1976).